Dandy in der Unterwelt

Mitreißende Autobiografie eines exzessiven Antikünstlers. Kompliment an den Verlag: ein stilvolles Cover, das durch Sebastian Horsleys Antlitz besticht. Und eine Buchrückseite, die zum Inhalt nicht besser passen könnte: ein Konglomerat von Lobgesängen auf das Selbstporträt der Kunstperson Horsley – the God of the Underworld himself! -, auf die Darstellung eines exzentrischen, selbstzerstörerischen Kunstlebens, das einzig aus dem Grund geführt wurde und wird, diese ersehnte Anerkennung zu erhalten. Dafür hat Horsley von klein auf alles konsumiert, was ihm die Welt an Extremen zu bieten hat: ein Luxuslotterleben vor dem Herrgott, Sex mit allem, was nicht bei drei auf dem Baum ist, Betäubung mit allem, was man sich irgendwie irgendwo einführen kann, Nahtoderfahrungen bis hin zur Kreuzigung ä la Jesus. Es gibt sicher wenige Menschen, die diese Welt so restlos verschlungen haben wie Horsley; nicht zuletzt deshalb 1 iest sich sein Buch sehr kurzwei I ig, denn er trifft auf seinem Lebenstrip viele spannende Co-Artisten. Aber es gibt auch nicht unbedingt mehr Menschen, die so verzweifelt versucht haben, der Welt etwas zurückzugeben: Kreativität. Mit Anfang 20 beschließt Horsley aus einer Laune heraus, Maler zu werden. Er möchte zu den Großen zählen, findet aber bis heute keine wirklichen Interessenten für seine Bilder, die nicht mal ihm selbst gefallen. Auf die Ablehnung durch die Kunstwelt reagiert er mit exzessivem Drogenkonsum – mitunter ist es für den Leser ermüdend, wenn Horsley das zehnte Mal rückfällig wird, nur um anschließend genüsslich darüber zu schreiben; da möchte man ein lautes „Komm mal klar, Alter!“ ins Buch hineinrufen. Es ist aber auch eine reizvolle Eigenheit, dass er seine Schwächen so kindlich naiv und schamlos präsentiert und es durch dieses Buch doch noch geschafft hat, der Welt eine wahrhafte „Explosion von Farbe“ zu kredenzen. Horsley schreibt unkompliziert und hat definitiv Humor, er ist kein Literat – aber mitreißend. Sein starker Hang zu Aphorismen, aus der kompletten Literaturgeschichte zusammengeklaubt, macht Spaß, wirkt stellenweise aber auch konstruiert. Seine Kunst ist seine eigene Person – und mit der Welt sollte er quitt sein. www.sebaslianborsley.typepad.com