Iggy & The Stooges – Raw Power

Nach ihren ersten beiden Alben für Elektra standen die Stooges erst mal ohne Vertrag da. Retter in der Not war anno 1972 ein neuer Shooting Star am funkelnden Glam-Rock-Himmel, der die Band um Iggy Pop maßlos verehrte: David Bowie. Der „Spaceman“ und sein Manager Tony DeFries besorgten beim damaligen CBS-Präsidenten Clive Davis schnell mal einen neuen Deal. DeFries erhielt 100.000 Dollar Vorschuß für die Stooges, steckte das Geld aber lieber in seine Schäfchen Bowie, Lou Reed und Mott The Hoople.Schließlich wurde RAW POWER unter der Anleitung Iggys produziert, der jedoch nach der Hälfte der Produktionszeit alle Songs auf Anweisung von DeFries austauschen mußte. Das obskure Frühmaterial (u.a.“Fresh Rag“,“Scene Of The Crime“) verschwand im Archiv und ist erst seit einigen Jahren regulär erhältlich. Den zweiten Teil dieser Tour de Force im Stooges-Urmix akzeptierten dann weder DeFries noch CBS. David Bowie erkannte die Situation in letzter Sekunde, entlarvte seinen Manager als Intriganten und versuchte zu retten, was zu retten war. Als RAW POWER schließlich 1973 in zwei unterschiedlichen Mixversionen erschien, erhielt es höchst unterschiedliche Kritiken. Doch die scharfkantigen Metall-Riffs mit den aggressiven Inhalten über Sadomasochismus, Bondage, Gewaltsex und Heroin waren der Stoff, aus dem Legenden gemacht werden.Tatsächlich ist der hochexplosive Nitroglyzerin-Rock ein Prototyp des Punk. Nach Henry Rollins geglücktem Remix und einem weiteren, brettharten von Ron Asheton, versuchte sich nun auch Iggy höchstpersönlich an RAW POWER. Neu erfunden hat Herr Pop das morbide Schockwerk sicherlich nicht. Als Fußnote zu seinem Rock’n’Roll-Mythos taugt es aber allemal.