Neil Young & Crazy Horse – Re-Ac-Tor
„Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann, gibt mir Kraft, die zu ändern, die ich andern kann, und gib mir Weisheit, den Unterschied zu erkennen.“ Das ist, für die Nicht-Lateiner unter Euch, die Übersetzung des Mottos zu Neil Youngs vierzehntem Solowerk (DECADE nicht eingeschlossen) in last ebensovielen Jahren. Jeder mag nun in seinem stillen Kämmerlein darüber nachsinnen, welche Allgemeingültigkeit dieser Spruch besitzt, und welche Bedeutung man ihm in Bezug auf Neil Youngs Position in der heutigen Rockmusik zumessen will, insbesondere wenn man Textzeilen wie „Every wave is new until it breaks“ noch in seine Grübeleien einbezieht. Hier sei nur festgestellt, daß RE-AC-TOR acht neue Songs enthält, ausnahmslos unprätentiöse elektrische Rocknummern.
Die Wahl der Mittel, was Kompositionen und Interpretationen angeht, ist sehr einfach gehalten, neue Akzente werden nicht gesetzt. Ein knappes Riff, drei, vier Akkorde, skizzenhaft umrissene Geschichten – und schon geht’s los: ein markig-ungehobeltes Rhythmusfundament von Baß und Schlagzeug, zwei elektrische Gitarren, Rhythmus undLead, schaurigschöner Harmoniegesang und dazu Neil Youngs Stimme, die mal wieder fernab konventioneller Vorstellungen von „gefälliger Musik“ Töne findet.
Neil Youngs minimalistisches Konzept dieser Platte geht in dem Song „T-Bone“ soweit, daß die Textzeilen „Got moshed potatoes/Ain’t got no T-Bone“ in permanenter Wiederholung über neun Minuten vierzehn Sekunden gestreckt werden, unterbrochen von langen Gitarrensoli, die in gewohnter Weise gern an der Grenze zur Dissonanz entlangbalancieren.
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