Punk

Die Single des Monats liefern die Toten Hosen, wie immer, wenn sie sich zu Wort und Ton melden. Dieses Mal heißt der nächste Spitzenreiter der lndependent Charts „Armee der Verlierer“ (Totenkopf), fi-ul der Rückseite findet sich mit „Bommerlunder“ ein von der Fangemeinde sehnsüchtig erwarteter Titel. Als dritte Nummer gibt es noch „Opel-Gang“.

Auch Punk ist schon im Stadium, in dem man sich über Wiederveröffentlichungen freuen kann. Für die Doppel-EP von Mittagspause wird auf Plattenbörsen bereits ein stolzer Preis gefordert Jetzt ist der Klassiker des deutschen Punk als Mini-LP in verbesserter Abmischung erhäJtlich (Pure Freude).

EDDIE’s Salon von ZK war zwar immer erhältlich, doch harte „Rondo“ sich nie viel Mühe gegeben. Die „richtige“ Platte gibt es nun auf „Totenkopf“, erkennbar am nicht verschwommenen Coverfoto.

Ansonsten wild in Deutschland gesampelt. Auf H’ARTCORE (H’art) präsentieren sich überwiegend humorlose Bands aus dem Westen. Die Aufnahmen moderten allerdings zu lange im Archiv, um wenigstens noch als aktuelles Dokument herhalten zu können. Prädikat: Darf in der Plattensammlung fehlen.

Vorbildlicher wurde da das Projekt WATERKANT HITS (Weird System) verwirklicht. 11 junge Hamburger Bands waren im Januar und Februar im Studio und frönten dort bevorzugt dem ganz harten Sound. Dabei beeindrucken Gruppen wie E605, SS Ultrabrutal und Razzia durch gute Technik, origineller sind aber die Beiträge von Platzangst, Oxenschwanz und HH-Milch. Das im Titel abgegebene Hitversprechen wird leider nicht eingelöst.

Das geschieht dafür auf 20 SCHAU-MENDE STIMMUNGSHITS (Schmck-Schnack); einziger Abstrich … auf der Platte sind nur 16 Titel. Noch sind Bands wie Die Arzte, Panzerknakker AG, Frau Suurbier Geheimtips, aber die Namen Kuddl und Campmo – zwei Mitglieder der Tangobrüder, sonst Tote Hosen – bürgen für Qualität. Die Platte ist ein ganz heißer Tip für den nächsten LP-Verkaufsschlager der deutschen Punkszene.

„New Age“ von Blitz löste nach Wochen die überschätzten Southern Death Cult von der Spitze der britischen lndependent Charts ab. „Joy Division meets Sham 69“ fiel John Peel zu diesem Stück ein. Eine naheliegende Assoziation, dennoch ein guter Titel. Der neue Blitz-Hit ist optimistischer als die gesamte VOICE OF A GENERATION LP; bezeichnend, daß bei der Plattenfirma No Future das „no“ hier fehlt.

Die Vibrators waren schon in den Siebzigern dabei. Nach zwei LPs lösten sie sich auf und versuchten sich an diversen anderen Projekten. Ohne Glück, deshalb fanden sie sich jetzt zu der neuen Langspielplatte GUILTY (Anagram) zusammen. Punk ist das bestimmt nicht mehr, aber das macht auch nichts. Sie rocken undogmatisch drauflos und haben ihren Spaß dabei. Der entspannte Zuhörer wird ihn auch haben.

Aus den Staaten gibt es zur Zeit nichts Sensationelles zu vermelden. An« lärmen auf 1 DONT WANT TO DIE IN YOUR WAR (New Underground) zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus. Produziert hat Spot, der von seiner Arbeit mit Black Flag bekannt ist. Er zeichnet sich dadurch aus, daß er den Sound nicht manipuliert. Bei Anti wäre das aber nicht verkehrt gewesen.

Spot hatte seine Hände auch bei WHAT MAKES A MAN START FIRES (SST) von den Minntemen im Spiel. Der nervöse Baß verführt zur Verwendung des Begriffs „Punk-Jazz“. Kein leicht verdauliches Produkt.

Sid Sid Schmidt