Saint Etienne – Tales From Turnpike House

Sie haben noch nie eine schlechte Platte gemacht. Selbst das Berliner Experiment mit To Rococo Rot hatte durchaus seine Momente. Letztendlich wurde man aber den Verdacht nicht los, daß die drei stilbewußten Londoner nach ihrer zeitweiligen Auflösung Mitte der 90er Jahre etwas zu sehr nach neuen und für sie artfremden Einflüssen forschten. Auf Tales From Turnpike House nun besinnt sich das Trio wieder auf seine Qualitäten als unkomplizierte Popband mit Niveau. Kein Song, der nicht irgendeine feine Finesse aufweist: Die Stilpalette umfaßt akustische Bossa-Nova-Einflüsse, Northern Soul, House, Rock, Instrumentals im Stil von John Barry und Spinetteinsatz. Dazu beschreibt Sarah Cracknell mit ihrem melancholischsehnsuchtsvollem Timbre Szenen aus dem britischen Alltag, in denen Schlösser, Milchmänner, Kricketspieler, Londoner Stadtbezirke und Hinweise auf das Wetter und die-Jahreszeiten auftauchen. In einer besseren Welt würde sicherlich davon einiges bald in den Charts auftauchen, doch die Band ist eben da immer ein Stück zurückhaltend, wo andere ihre Musik kräftig in den Vordergrund prügeln. So kann man sich eigentlich keinen konsensfähigeren Popsong als „Stars Above Us“ vorstellen – weder mit Disco-Funk-Arrangement oder Madonna-Melodie liegen Saint Etienne falsch oder neben dem Trend. Aber selbst dieser Track wirkt im Vergleich zu dem üblichen Kommerzblech erhaben und elegant wie eine Edelkarosse. Noch ist es für einen Wechsel nicht zu spät. Im Gegenteil, die Gelegenheit ist sogar selten günstig, sich mit der wunderbar wohlklingenden Welt von Saint Etienne vertraut zu machen und dabei das Gefühlzu haben, genau richtig zu liegen. VÖ: 13.6.

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