Eindruck

„The Falcon and the Winter Soldier” (Staffel 1) bei Disney+: Gute Unterhaltung braucht keinen Hokus Pokus


Nach „WandaVision“ legt Marvel mit dem nächsten Serien-Projekt nach: „The Falcon and The Winter Soldier“ sucht nach neuen Held*innen für das Land und spinnt das MCU auf TV-Ebene weiter. Ob sich der Auftakt lohnt, haben wir uns mit der ersten Folge angeschaut.

Comic-Primus Marvel kennt kein Limit. Aktuell scheint es, als ob kaum ein Tag vergeht, an dem nicht von neuen Projekten und weiteren Serien die Rede ist. Erst vor wenigen Wochen wurde die letzte Folge des Prestigeprojekts „WandaVision“ veröffentlicht und hinterließ einen durchweg positiven Eindruck. Mit ersten Clips und Bildern teast nun auch die im Juni startende Serie „Loki“, um die Vorfreude auf den gleichnamigen Fan-Liebling aus dem „Thor“-Umfeld zu steigern. Zur Überbrückung präsentiert Marvel mit „The Falcon and the Winter Soldier“ seine neue sechsteilige Serie, in der unter anderem das Erbe von Captain America geklärt werden soll.

Hier geht es zum Trailer:

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Handfester Auftakt

Schon mit den ersten Minuten der Pilotfolge beweist Marvel, dass all seine Held*innen zwar in einem Universum leben, aber zwischen den Lebensumständen und Wahrnehmungen Welten liegen. Zeigte sich der Kosmos von Wanda (Elizabeth Olsen) mit magischen und mystischen Elementen, schlägt der Falcon (Anthony Mackie) schon in den ersten Minuten deutlich geerdeter und handfester auf. In einer spektakulären Verfolgungsjagd durch luftige Höhen und verwinkelte Canyons haben Terroristen keine Chance gegen den Superhelden aus der zweiten Avengers-Reihe. Die Erwartungen an das schlagkräftige Potenzial sind mit diesem perfekt inszeniertem Auftakt deutlich nach oben geschraubt.

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Auch Bucky Barnes (Sebastian Stan) – besser bekannt als „Winter Soldier“ – gibt seinen Einstand mit einer soliden Action-Sequenz. Die anschließende Therapiesitzung, in der Barnes mit den Geistern der Vergangenheit hadert, lässt zudem eine deutlich realistischere Komponente einfließen. Niemand ist vor den psychischen Auswirkungen sicher, die Tod, Gewalt und blinde Wut mit sich bringen – nicht einmal Superheld*innen. Die grauenhaften Taten, die er im Namen von Hydra ausführte, suchen den wortkargen Einzelgänger nun heim. Zu Teilen wirkt Barnes in seinem Umfeld so, als ob sich zufällig Szenen aus „The Defenders“ in die Serie geschlichen hätten.

Ein neuer Captain America?

Ein wahrer Pluspunkt der Serie ist, dass „The Falcon and the Winter Soldier” direkter an die Ereignisse nach „Avengers: Endgame“ anschließt. Tasteten sich die Kreativen bei „WandaVision“ langsam voran, um die Einordnung nur schrittweise zu enthüllen, legt Showrunner Malcolm Spellman („Truth Be Told“, „Empire“) alle Verbindungen ohne Umwege offen.

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Steve Rogers aka Captain America übergab im letzten Kino-Einsatz sein Schild an Falcon, dem somit die verantwortungsvolle Aufgabe seines Freundes übertragen wurde. Aber ein Erbe kann eine ziemliche Last sein. Eher entscheidet sich Falcon dafür, seinen Freund zu ehren, in dem er dessen Schild an die Regierung übergibt – als Erinnerung an einen wahren Helden. Dumm nur, dass die Politik alles für Ansehen und Imagepflege in Kauf nimmt und sich lieber einen neuen amerikanischen Helden wünscht. Kurzerhand wird einfach ein neuer Typ für das Kostüm verpflichtet, der fortan als Werbefigur Amerikas dient. Klar, dass Falcon davon wenig begeistert ist.

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Welche Rolle Bucky Barnes in dem ganzen Konstrukt spielen wird, wird sich erst mit den kommenden Folgen zeigen. Ein Aufeinandertreffen zwischen Barnes und Falcon gibt es in der Pilotepisode noch nicht zu sehen. Tatsache ist aber, dass sich Fans und Zuschauer*innen auf eine gesunde Mischung aus Heldentum, krachender Action und coolen One-Linern freuen dürfen. Behält der 45-minütige Auftakt seine lockere Erzählweise bei, hat „The Falcon and the Winter Soldier“ gute Chancen darauf, die beiden Hauptfiguren deutlich präsenter im Marvel-Kosmos zu etablieren und aus dem Schatten von Captain America zu holen.

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Die Geheimniskrämerei um die Serie macht es jedoch schwer zu deuten, was in den verbleibenden fünf Folgen auf dem Plan stehen wird. Bekannt ist nur, dass Gegenspieler Baron Zemo (Daniel Brühl) für Unruhe sorgen wird. Zuletzt sah man den ehemaligen Söldner in „The First Avenger: Civil War“ intrigieren und die Avengers gegeneinander ausspielen. Ob dieser Handlungsstrang aufgegriffen wird oder ein neues Ziel ins Visier gerät, zeigt sich im Laufe der kommenden Wochen. Denn jeden Freitag veröffentlicht Disney+ eine neue Folge und spannt Zuschauer*innen mit einem traditionellen Veröffentlichungsrhythmus auf die Folter. Sich dieser auszusetzen, lohnt sich bislang allemal.

„The Falcon and the Winter Soldier” (Staffel 1) ist seit 19. März 2021 bei Disney+ im Stream verfügbar.

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