Videoclips als Goldesel?


Dank YouTube &. Co. sind die Filmchen für die Musikindustrie wieder interessant

NEW YORK -Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde quer durch die Medien der Tod des Musivideos in Aussicht gestellt: Weil die klassischen Clip-TV-Sender wie MTV und Viva sich immer mehr von Musikinhalten ab- und anderen Entertainmentformaten zuwandten, gab es damals nicht mehr genug reichweitenstarke Plattformen, die die Produktionskosten der Clips für die von Umsatzrückgängen geplagten Plattenfirmen gerechtfertig hätten. Die Folge: Es wurden immer weniger Clips produziert, landauf, landab mussten Produktionsfirmen und Videoregisseure sich neue Betätigungsfelder suchen. Das Musikvideo schien einem langsamen Tod entgegenzusiechen.

Doch das Blatt hat sich inzwischen spektakulär gewendet. Seit Internetplattformen wie YouTube, MySpace oder Last.Fm den kurzen Musikfilmchen wieder ein Millionenpublikum verschafft haben, dämmert den Plattenmultis mehr und mehr, dass das Format Videoclip für sie wieder von Nutzen sein könnte. Bereits andenhalb Jahre nach dem Launch von YouTube schlössen die Majors, die das Videosharing-Portal zunächst als räubernden Feind angesehen hatten, Nutzungsverträge mit dem Internet-Startup. Dabei wurden sie an den Werbeerlösen des Portals beteiligt. Ähnliche Vereinbarungen folgten später mit Last FM und anderen.

Doch wie einträglich diese neuen Verbreitungskanäle ihres Repertoires für sie werden können, beginnen die Tonträgerfirmen offenbar erst jetzt zu realisieren – dank freundlicher Mithilfe britischer Marktforscher: Die englische Firma Entertainment Media Research (EMR) kam im Herbst in einer Studie zu der Erkenntnis, Videoclips könntensich zu einer „Trumpfkarte“ für die darbende Tonträgerbranche entwickeln. Laut EMR ist YouTube für junge Briten die wichtigste Quelle für Musik geworden.

Da allein aus dem Repertoire von Universal mehrere Tausend Clips auf YouTube zirkulieren, ist die Site zu einer echten Geldquelle für den Major geworden: „Vor drei Jahren haben wir noch sieben Millionen Dollar jährlich mit der Produktion von Videoclips verloren“, sagt Universal-Chairman Doug Morris, „irgendwann haben wir dann einen Gewinn darausgemacht, weil wir uns bezahlen lassen, wann immer eines unserer Videos gesehen wird.“ Weit über 20 Millionen Dolla pro Jahr setzt Universal mit den Clips nun um – und fordert jetzt bessere Konditionen von YouTube. Andernfalls bringe man ein eigenes Videoportal an den Start.