Vorwürfe gegen Jan Gorkow (Feine Sahne Fischfilet): Weitere Gruppe stellt sich hinter „Keiner muss Täter sein“


Weitere Bekannte mutmaßlicher Opfer behaupten: In der linken Szene Rostocks seien „Bedrohungsszenarien, Rape Culture und Victim Blaming“ seit Jahren bekannt und ein Problem – Jan „Monchi“ Gorkow aber kein Einzelfall.

Gegen Feine-Sahne-Fischfilet-Sänger Jan „Monchi“ Gorkow wurden zuletzt schwere Vorwürfe erhoben. Wie die Gruppierung „Keiner muss Täter sein“ auf Instagram eröffnete, soll der Musiker seine Macht missbraucht und sexuelle Gewalt ausgeübt haben. Gorkow, der in den vergangenen Wochen mit seinem Buch „Niemals Satt“ durch Deutschland tourte, hatte deshalb jüngst bekanntgegeben, die verbleibenden Lesungstermine zu verschieben.

Über die Vorwürfe gegen Feine Sahne Fischfilets Jan „Monchi“ Gorkow: Bitte glaubt den mutmaßlichen Opfern – so schwer es fallen mag

In ihrem Anschuldigungs-Post hatten „Keiner muss Täter sein“ die wohl eher rhetorische Frage „Sollen die bevorstehenden Termine seiner Lesereihe ohne kritisches Hinterfragen und ohne Widerspruch stattfinden?“ formuliert. Ihres Erachtens nach solle „dem Täter“, also Gorkow, „keine Bühne“ gegeben werden. Außerdem solle die „Rolle, die er sich mit seiner Band und dem Buch geschaffen hat“ hinterfragt werden, heißt es weiter.

Für Jan Gorkow gibt es aktuell „keine perfekte Lösung“

Am 19. Mai hat der Sänger auf dem Instagram-Kanal von Feine Sahne Fischfilet erklärt, am selben Tag in Greifswald die vorerst letzte Lesung abzuhalten und die kommenden Termine in Hamburg, Leipzig, Münster und Köln bis auf Weiteres zu verschieben. Die vergangenen Tage habe er mit sich gehadert, ob er die Tour fortsetzen wolle oder nicht. Eine Absage könnten manche als ein Statement sehen, das „schon alles sagt“. Eine Fortsetzung der Tour dagegen könnte ebenfalls fragwürdig erscheinen, als wäre ihm „alles egal“. Schlussendlich sei der 34-Jährige zu dem Ergebnis gekommen, es gäbe „keine perfekte Lösung“.

„Ich will den Druck aus der Situation nehmen“

Die zurückliegenden Lesungen seien für Gorkow „intensive Abende“ gewesen, die ihn dankbar stimmten. Auf der anderen Seite sähe er, dass die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen „eine große Belastung“ für sein Umfeld seien. „Ich kann auch absolut verstehen, dass es für einige Läden, in denen ich lesen wollte, einfach eine beschissene Situation ist“, schreibt er weiter. Es tue ihm leid, für alle, „die sich auf die Lesung gefreut hatten“. Gleichzeitig wäre es ihm wichtig, „für alle Beteiligten ein bisschen Druck aus der Situation zu nehmen“, erklärt der Sänger.

Er könne sich zu den Vorwürfen aktuell nicht „entsprechend verhalten“, da konkrete Formulierungen bisher ausgeblieben seien, schreibt der FSF-Frontmann. Er sei allerdings „weiter bereit, [sich] konkreten Vorwürfen zu stellen und verantwortungsbewusst damit umzugeben“, formuliert Gorkow.

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Weitere Vorwürfe aus Rostocker Szene

Zu den bisherigen, unkonkreten Vorwürfen sind nun weitere dazu gekommen. Die NoBell e.V. in Rostock ist ein linkes Hausprojekt. Am Donnerstag posteten sie auf Instagram ein Statement. Darin solidarisieren sie sich mit den mutmaßlich Betroffenen. Sie sagen: Die geäußerten Vorwürfe decken sich mit Erfahrungen von Menschen, die sich seit über zehn Jahren in der Rostocker Links-Szene bewegen. Die Vorwürfe gegen Jan Gorkow seien seit Jahren bekannt. „Bedrohungsszenarien, rape culture und victim blaming“ hätten immer wieder dazu geführt, dass die Vorwürfe gegen mutmaßliche Täter erstickt worden seien. Wohl aber: Jan Gorkow sei kein Einzelfall. Durch den Outcall von „Keiner muss Täter sein“ entstünde nun die Chance, dass Strukturen aufgebrochen werden könnten, die Täter schützen und mittragen. Labels, Kulturbetrieb und persönliches Umfeld müssten demnach „den Täter mit seinem gewaltvollen Umgang konfrontieren“ – und ihn dabei unterstützen, sein Verhalten zu ändern. Was gerade passiere, sei im besten Falle eine Chance. Das politische Ziel der NoBell e.V. sei es, die Gesellschaft zu befähigen, „diesen Menschen ihre Macht zu nehmen“.

Lest hier das komplette Statement:

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Zuletzt arbeiteten Feine Sahne Fischfilet in neuer Besetzung an neuer Musik

„Niemals Satt“ ist das erste Buch von Jan „Monchi“ Gorkow. Er erzählt darin „über den Hunger aufs Leben und 182 Kilo auf der Waage“, berichtet also autobiografisch von seiner Jugend in Mecklenburg-Vorpommern, dem Tour-Alltag und darüber, wie er es schaffte, 65 Kilogramm abzunehmen. Im April hatte er seine erste Lesung in Rostock gegeben.

Mit STURM & DRECK veröffentlichten Feine Sahne Fischfilet vor fast vier Jahren ihr aktuelles Album. Zuletzt hatte die Band verkündet, dass sich zwei alte Bandmitglieder verabschiedet haben und dafür nun ein neuer Gitarrist und Sänger namens Hauke mit dabei sei. Zusammen würde an neuer Musik gearbeitet.