Was wurde eigentlich aus Crazy Town?


„Come my lady/ Come come my lady/ You're my butterfly, sugar baby“: Diese Zeilen hatten sich zur Jahrtausendwende in unsere Köpfe gebrannt, Crazy Town landeten mit „Butterfly“ einen weltweiten Hit. Was passierte danach, was machen Sänger Shifty Shellshock und Co. heute?

Vorweg: Eine Band mit „Crazy Town“ im Namen gibt es heute noch. Die hat mit der Band von damals, im Jahr 2000, als Crazy Town mit „Butterfly“ ihren größten und einzigen Welterfolg landeten, allerdings nicht mehr viel gemein.

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Die Mitglieder von Crazy Town waren tätowiert und gaben sich als harte Rocker, während die beiden Frontmänner Bret Mazur und Seth Binzer, die sich selbst die Künstlernamen Epic und Shifty Shellshock verpassten, rappten. Ihr Konzept ging auf, zumindest für eine sehr kurze Zeit. „Butterfly“ erreichte in 15 Ländern Platz 1 in den Charts und befeuerte den Absatz ihres Debütalbums THE GIFT OF GAME – 2,5 Millionen Verkäufe kann die Platte weltweit verzeichnen. Im Video zum Song kasperten sich Crazy Town durch einen tropisches Dschungelparadies und besangen leicht bekleidete, tanzende Frauen.

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Der schlechteste Song aller Zeiten?

Der flache und sexistische Text, das billige und bis zum Erbrechen eingesetzte Chili-Peppers-Sample („Pretty Little Ditty“): Es ist kein Wunder, dass „Butterfly“, der Inbegriff des One-Hit-Wonders, von vielen Seiten als einer der „schlechtesten Songs aller Zeiten“ abgestraft wurde. Doch der Release des Songs war perfekt terminiert: Nur etwa einen Monat zuvor war HYBRID THEORY, das Debüt von Linkin Park erschienen. Linkin Park rückten kurz nach Limp Bizkit, Korn und den Deftones den sogenannten Nu Metal, eine Mischung aus Alternative, Metal, Crossover und Rap, in die Wahrnehmung des Mainstreams. Crazy Town ritten auf der Erfolgswelle dieses Genres mit, weltweite Radiostationen und MTV sprangen auf.

(EXCLUSIVE, Premium Rates Apply) Crazy Town & Linkin Park backstage at Weenie Roast (Photo by Lester Cohen/WireImage)
Seth Binzer, auch bekannt als Shifty Shellshock, mit Chester Bennington

Auf dem Cover der damals veröffentlichten Maxi-Single zu „Butterfly“ prangte ein schwarz-weißer Schmetterling auf rotem Hintergrund. Er sah aus wie ein schlechtes Tattoo und war ein Hingucker im CD-Regal beim Kumpel, Plattenladen oder Elektromarkt.

„Jackass“: Das machen die MTV-Chaoten heute
Bereits Crazy Towns zweite Single „Revolving Door“ mit den ähnlich charmanten wie tiefsinnigen Lyrics „Now ladies come, ladies go/ Out my revolving door/ Some ladies never come back/ Most come back for more/ I’ve got a house in the hills/ With a door that spins/ Goes in and out/ Out and in/ ‚Round and ‚round again“ könnte man als Flop bezeichnen. Im Video inszenierte sich Shellshock als Pimp und Oberrockstar, im Heimatland der Band, den USA, schaffte der Song nicht mal den Sprung in die Charts, in wenigen anderen Ländern dümpelte er auf halbwegs passablen Plätzen herum. Die beste Platzierung erreichte „Revolving Door“ in Finnland mit Platz 19. In Deutschland landete er auf Platz 26.

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Crazy Town: Es wurde kopiert und abgekupfert – ohne Erfolg

Zwei Jahre nach ihrem größten Erfolg veröffentlichten Crazy Town ihr zweites Album DARKHORSE. Der Sound orientierte sich weg vom Easy-Listening-HipHop und hin in Richtung Linkin Park. Die Gitarren wurden lauter und verzerrter, melodischer Gesang wie der von Chester Bennington hielt Einzug und die Ästhetik des Videos zur einzigen nennenswerten Single der Platte, „Drowning“, hatte man sich ebenfalls bei Alternativbands der Jahrtausendwende geliehen:

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„Drowning“ schaffte in vier Ländern den Sprung in die Charts, unter anderem auch in Deutschland und Österreich (beide Platz 45). Der Rest ging weitestgehend unter. DARKHORSE verkaufte sich bis 2009 weltweit nur 28.000 Mal. Der ausbleibende Erfolg führte schließlich auch zum Zerwürfnis und Ende der Band. Dem Druck der Plattenfirma, ein zweites „Butterfly“ zu erschaffen, konnten Crazy Town nicht standhalten. Zwar lösten sie sich nie offiziell auf, kündigten 2003 aber eine Auszeit an.

Die Mitglieder widmeten sich Solo-Projekten. Gitarrist Rus Epique starb im Jahr 2004 an einem Herzinfarkt. Frontmann Shifty Shellshock veröffentlichte 2004 sein bis dato einziges Solo-Album HAPPY LOVE SICK, das ebenfalls keine nennenswerten Erfolge verzeichnen konnte.

Comeback und Celebrity Rehab

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Im Jahr 2007 tauchten Crazy Town kurzzeitig wieder auf: Sie kündigten ein Comeback-Album namens CRAZY TOWN IS BACK an, das nie erschien und auf das auch kaum wer wartete. In den Folgejahren machte Shifty Shellshock vorwiegend im US-amerikanischen Trash-TV von sich reden. Er ließ sich in die sogenannte „Celebrity Rehab“ einweisen, eine Sendung, in der man mehr oder weniger bekannten Promis dabei zusehen kann, wie sie ihre Alkohol- oder Drogensucht bekämpfen. Zu den damaligen Mitstreitern des Crazy-Town-Sängers gehörte beispielsweise Brigitte Nielsen. Shellshock schien der Entzug persönlich nicht zu helfen, wohl aber seiner Fernsehkarriere: In der zweiten Staffel von „Celebrity Rehab“ tauchte er erneut auf, im Spin-off „Sober House“ „durfte“ er ebenfalls zwei Staffeln lang mitmachen.

2013 erstellten Crazy Town Twitter- und Facebook-Accounts und begannen neue Musik anzuteasern und tatsächlich kam es zu einem dritten Album namens THE BRIMSTONE SLUGGERS, das 2015 erschien. Darauf waren unter anderem Stücke wie „Born To Raise Hell“ zu hören:

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Aber auch mit der dieser Platte konnten Crazy Town keine Erfolge verzeichnen, was schließlich dazu führte, dass Epic Mazur Anfang 2017 die Band verließ. Ihm folgten auch alle Mitglieder und Shifty Shellshock stand alleine da. Der hält bis heute an seiner Band fest, die nun Crazy Town X heißt und aus ihm und vier weiteren Musikern besteht.

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Der offizielle Instagram-Account der Band namens „The Real Crazy Town“ scheint aber eher ein persönlicher Account für Seth Binzer, der sich nun nur noch „Mr Shifty“ nennt, zu sein, auf dem er Einblicke in sein privates Leben gibt. Er gibt an verlobt zu sein und ist offenbar von Drogen und Alkohol losgekommen. Schön.

https://www.instagram.com/p/Bm9fj7pn6Fs/?utm_source=ig_web_copy_link

Epic Mazur bezeichnet sich auf Twitter selbst als Produzent, DJ, Songwriter, MC und Sänger und teilt beispielsweise den Trailer zum Film „The Oath“, für den er den Soundtrack beigesteuert hat:

https://twitter.com/TheOathMovie/status/1033087035521740800

L. Cohen WireImage