Westernhagen – Düsseldorf, Philipshalle


E.s ist – mit Verlaub gesagt – der reine Wahnsinn. Westernhagen feierte vor 4000 enthusiastischen Eans einen wahren Triumph. Dabei hatte man den Mann schon totgesagt und abgeschrieben. Westernhagen aber ist so gut wie nie zuvor! Er tanzt, singt, knutscht seine Musiker, schäkert mit dem Publikum und macht aus dem Konzertsaal eine riesige Partyrunde. Gelungen und gekonnt, wie Westernhagen Gas gibt, Tempo drosselt, sein Publikum ironisch anmacht („Sinti die Pläne da oben teurer – oder warum klatsch/ ihr nicht mit‘!“) und für den Funkensprung guter Laune sorgt.

Das gut zweieinhalbstündige Konzert begann mit „Narbenherz“. Direkt, druckvoll und ohne jede Anlaufzeit spielten die Akteure über die Rampe: außen links Gitarrist Murrey Blast, neben ihm der schwarze Bassist Raoul Walton, im Zentrum Schlagzeuger Charlie T., rechts neben ihm Multi-lnstrumentalist Christian Schneider und Keyboarder „Jumpy“ Zerlett. Angetrieben von Mister T. fanden die Musiker zu einem schlafwandlerisch sicheren Zusammenspiel. Der englische Saitenartist Murrey Blast. Freund und Compadre von Terence Trent D’Arbv, färbte mit einer mal psychedelisch gestimmten, sägenden Gitarre den Gruppensound ein oder sorgte für Riffdruck und markante Solo-Läufe.

Mit sichtlicher Freude kündigte Marius Titel seiner letzten, oft scharf kritisierten Alben (LAUSIGE ZEITEN. SONNE SO ROT) an. Und tatsächlich war die Live-Umsetzung des Materials, das durch die studiobedingte Maschincnhaftigkeit litt, ein hundertprozentiger Zugewinn. Erst hier nämlich offenbarte sich die Qualität von Songs, die in der Presse nur zu gern unter „Experiment“ rubriziert wurden. Man sollte umdenken. Es hieß bis jetzt: Der Marius nach STINKER hat mächtig nachgelassen. Falsch! Er wurde immer besser. Diese Meinung – das überraschte auch den springlebendigen Spargeltarzan auf der Bühne – teilten auch die Düsseldorfer Konzertbesucher. Zwar hörte man hie und da die Nachfrage nach allen Konzertknüllern, aber Westernhagen hatte ein Angebot: “ Wenn ihr solange bleibt wie die alten Männer hier oben, dann könnt‘ ihr vielleicht auch die gewünschten Nummern hören. “ Keiner ging. Viermal klatschten die „Ma-ri-us“

skandierenden Fans ihren Mann aut die Bühne zurück.“.Eigentlich“, sagte Westernhagen mit einem Kloß im Hals.“.sollten wir die Tournee nach diesem Konzert beenden. Denn besser kann’s eh nicht werden. „