Zündend wie vor 10 Jahren: The Jesus & Mary Chain


Wer diese Band das „gute Gewissen der 80er“ nennt, bekommt es mit den Brüdern Jim und William Reid zu tun: „Wir waren die verdammten 80er!“ Tatsächlich präsentierten sich die schottischen Chaospiloten zu Beginn ihrer vierzehnjährigen Bandgeschichte als angenehmer Gegenentwurf zum öden Plastikeinerlei jener Dekade. In schwarzer Lederkluft und mit dunklen Sonnenbrillen und wilden Frisuren mischten The Jesus & Mary Chain die Indie-Szene kräftig auf. Weil sich zunächst niemand für die „neuen Velvet Underground“ aus Hailing, East Kilbride, interessierte, brachten sie sich mit einem Trick ins Gespräch, der jedem Piraten zur Ehre gereichen würde: Sie enterten die Bühnen, gaben sich als Vorgruppe aus, und legten einfach los. William Reid (git.) erinnert sich: „Das machten wir so lange, bis wir uns nirgends mehr blicken lassen konnten“. Was natürlich Alan McGee beeindruckte, in dessen „Living Roorrfsie dieselbe Nummer abzogen. Er nahm die Band unter Vertrag, und gleich die erste Single („Upside Down“) erreichte Platz 7 der britischen Independent Charts. Nach einem umstrittenen Gastspiel bei einer anderen Company sind die schrägen Stars mittlerweile reuig zu Creation zurückgekehrt. „Wir wollten die Welt verändern“, meint Gitarrist Ben Lurie rückblickend, „das war dumm. Heute sind wir froh, in Ruhe gute Platten machen zu können.“ Was The Jesus & Mary Chain unter guter Musik verstehen, definiert William Reid so: „Rock’n‘ Roll ist ein sehr romantisches Ideal. Wir wollen klingen wie die Beach Boys, aber gespielt von ziemlich gemeinen Hell’s Angels!“ Möglicherweise können nur mit einer solchen Einstellung explosive Songs wie „Rocket“ entstehen.