Konzertbericht

Django Django in Berlin – Die Nerds, die alles richtig machen


Ein rauschendes Western-Fest: So war es mit den Briten Django Django am 29. September 2015 im Berliner Postbahnhof.

Django Django ist eine unfassbar unscheinbare Band. Ihre Mitglieder sehen aus, als würden sie sich monatelang in einem Studio einsperren und täglich bis in die Nacht an Songs feilen. Sie erfüllen optisch alle Merkmale eines waschechten Nerds. Doch als das Licht im Postbahnhof Berlin gedimmt wird, ist der Aufschrei des Publikums ungewöhnlich euphorisch und eine Besucherin schreit ihrer Begleitung nach nur zehn Sekunden hibbelig ungeduldig die Worte „Die lassen sich aber ganz schön Zeit“ ins Ohr. Als die Briten schließlich die Bühne betreten, ist der Lärmpegel ähnlich hoch wie bei manch anderer Band zur Zugabe.

Und das Publikum hat vollkommen recht Django Django so zu bejubeln. Nicht selten gab es nach der ein oder anderen Festival-Performance der Band (Melt!, Dockville) Besucher, die das Prädikat „Konzert des Jahres“ vergaben, obwohl sie doch eigentlich gekommen waren, um Caribou oder Jamie xx zu sehen.

Überzeugende Darbietung: Django Django live in Berlin
Überzeugende Darbietung: Django Django live in Berlin

Was Sänger Vincent Neff und seine Kollegen da auf die Beine stellen, kann man beim Hören der beiden Platten im heimischen Wohnzimmer schlichtweg nicht erahnen. Mit einem dominanten Schlagzeug und vollem Körpereinsatz verleihen sie Songs wie „Shake and Tremble“ oder „Waveforms“ eine ungeahnte Tiefe und Dreidimensionalität. Letzterer führt an diesem Berliner Abend, dem letzten Stop der Europa-Tournee, zu einer Explosion auf der Bühne und im Publikum.

Nicht die Fans lassen sich von der Band mitreißen, sondern kitzeln aus den Briten mit permanenter Begeisterung immer mehr Energie heraus. Das schicke schwarz-weiße Hemd von Vincent Neff ist nach nur wenigen Minuten durchgeschwitzt, die Haare kleben an seiner Stirn und dennoch wird er nicht müde von einer Ecke der Bühne zur anderen zu hüpfen. Die Fans reißen die Hände in die Höhe, bei „Default“ wird erwartungsgemäß gar gepogt. Selten hatten Nerds eine solch umwerfende Bühnenpräsenz.

Neben neuen Songs der Platte BORN UNDER SATURN und alten Klassikern präsentieren Django Django auch einen Song des Film-Soundtracks zu „Slow West“ mit Michael Fassbender. Es handelt sich dabei natürlich um einen Western. Denn wer könnte einen Western besser vertonen als diese Band.

Schließlich bittet Vincent Neff um schriftliche Hinweise wo hier in Berlin am besten gefeiert werden kann. Erstaunlicherweise verlässt man die Location mit einer wilden Fantasie im Kopf wie diese nerdig wirkenden Musiker im nächtlichen Berlin eskalieren.

Stefan Hoederath Redferns