Disco, Bubblegum, 90s Love, Emo: So wandelbar ist K-Pop


Wer in die bunte Welt des K-Pop eintaucht, die eben am besten in Verbindung von Videoclip und Musik funktioniert, stellt schnell fest, wie wandelbar sie ist. Songwriting, Sound, Mode und Videoästhetik treten oft nur für die Länge eines Songs gemeinsam in den Dienst eines bestimmten Styles oder Konzepts. Wir blicken auf fünf besonders schillernde, aktuelle Beispiele von GFriend, NCT U, TXT, (G)I-dle und Weeekly.

Mit GFriend in die Retro Disco: „Mago“

Vibes aus der Disco von vor 40 Jahren werden im zeitgenössischen Pop ja immer gerne genommen. Zuletzt vielleicht am eindrucksvollsten bei Dua Lipa und ihrem Streaming-Event „Studio 2054“, das den „Studio 54“-Glamour in die Zukunft brachte. Auch im K-Pop wird dieser Style alle Jahre wieder entstaubt, zuletzt unter anderem von der Girlgroup GFriend. Im Clip und auch in der Produktion von „Mago“ findet sich alles, was es dazu braucht: ein Groove für die Tanzfläche, ein Bass, der in Richtung Nile Rodgers schielt und ein Larger-Than-Life-Refrain, den man am besten in einem „sparkly“ Kleid oder in einer silbernen Leggings laut mitsingt. Auch der Text zielt auf das klassische Motiv des Sich-in-der-Nacht-Verlierens: „No more fairy tale / Go on and judge me now / I won’t ever waiver / Dance a dance for me / The night goes Tic tak tic tak / Feel so high / In the midnight / In this midnight / In the blessed flame I fly reborn.”

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Plötzlich Emo mit TXT und „0X1=Lovesong (I Know I Love You)“

Oft passen der für den jeweiligen Song gewählte Stil und das Video dazu im K-Pop recht gut zusammen, im Falle der neuen Single von TXT geht das aber nur so halb auf. Der hymnische Pop-Song mit dem etwas doppelt gemoppelten Titel „0X1=Lovesong (I Know I Love You)“ fängt mit seinem Stadionchor nämlich eher an wie eine Coldplay-Zugabe, aber Produktion und Gesang gleiten dann doch recht schnell in den Teil der amerikanischen Musikwelt, der das Emo-Erbe von My Chemical Romance und Co. in Pop und Rap überführte. TXT, die übrigens Label-Kollegen von BTS sind, setzen aber bei der Wahl der Outfits und des Lost-Places-Settings voll auf Emo-Motive – inklusive nur leicht deplatzierter Band-Shirts wie dem von Black Flag. (siehe Foto)

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NCT Hollywood: Kann man das System K-Pop exportieren?

Arabeskes mit (G)I-dle bei „Hwaa“

Im K-Pop gehört es oft zum Standard, für besonders vielversprechende Märkte – vor allem China und Japan – übersetzte Versionen der Singles aufzunehmen. Manchmal kann man allerdings auch in Songwriting und Produktion sowie im Video ausmachen, welchem Publikum ein Lied gefallen soll. So zum Beispiel bei „Hwaa“ von der Girlgroup (G)I-dle – ein Lied, das vor allem durch seine an arabischen Folk erinnernden Elemente wirkt. Außerdem tauchen im Video auch arabische Henna-Tattoos auf, was kurz zu Diskussionen über „Cultural appropriation“ führte, die von den aus dem arabischen Raum stammenden Fans aber überwiegend entkräftet wurden.

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Buntes Bubblegum, Geschmacksrichtung „7days Tension“ aus dem Hause Weeekly

Catchy Songs, Upbeat-Rhythmen, helle Stimmen und eine Optik, die in grellen Farben das Wort „Teenager!!!!!“ schreit: das ist die Bubblegum-Variante des K-Pop, die vor allem bei den Girlgroups oft zum Einsatz kommt. Das wohl prominenteste Beispiel aus dem vergangenen Jahr war Blackpinks „Ice Cream“ mit Selena Gomez, ein weiteres aus den aktuellen K-Pop-Charts ist die neue Single von Weeekly. „7 Days Tension“ ist Bubblegum pur und könnte bei dem ein oder anderen sicher für einen Zuckerschock sorgen.

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NCT U und ihre schamlose „90s Love“

Bei dieser Single von NCT U möchte man nach zwanzig Sekunden laut „Jump around!“ brüllen, bis man dann merkt, dass man da gar nicht den gleichnamigen Song von House Of Pain aus dem Jahr 1992 hört, sondern „90s Love“ aus dem Jahr 2020. Puristen mögen an dieser Stelle aufschreien, aber die Fähigkeit, sich andere Stile schamlos anzueignen und mit der im K-Pop gewohnten qualitativ hochwertigen Produktion und Performance zu verbinden, ist eigentlich eher eine große Stärke vieler K-Pop-Bands. Vor allem, weil diese Vereinnahmung niemals respektlos wirkt – nur manchmal etwas, nun ja, naheliegend. Dass NCT U und ihr Songwriter-Team hier frei Schnauze Old-School-HipHop, Crossover und R’n’B der 90er verrühren, „Friends“-Referenzen in die überwiegend koreanischen Lyrics bauen und mit dem Eishockey-Setting an die Mighty Ducks erinnern, wobei das Team sicher nach „Jurassic Park“ benannt wurde – all das lässt man ihnen doch gerne durchgehen, wenn die Sache wie oft beim K-Pop einfach verdammt Spaß macht beim Hören und Anschauen. Und, auch das ist Teil des Spiels: Im nächsten Song ist das Konzept meist schon wieder ein ganz anderes. Die NCT U-Single vor „90s Love“ setzte nämlich zum Beispiel noch auf orientalische Motive.

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5 K-Pop-Features, die wir alle kennen (sollten)