Empfehlung

5 Gründe dafür, warum „Once Upon A Time… In Hollywood“ der beste Film des Jahres ist


„Once Upon A Time… In Hollywood“ ist der aktuellste und insgesamt neunte Film von Quentin Tarantino. In seiner einzigartigen Machart stellt der Film einen der besten Kinofilme 2019 dar. Wir liefern Euch 5 Gründe dafür.

Am 15. August 2019 startete der neunte Film von Quentin Tarantino, „Once Upon A Time… In Hollywood“, in den deutschen Kinos.

Leonardo DiCaprio verkörpert darin die Rolle des leicht abgehalfterten Hollywood-Stars Rick Dalton in den späten 1960er-Jahren. Brad Pitt ist als sein ewig-loyaler Stuntman und Gehilfe Cliff Booth dabei.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Im Vorfeld war über den Film lediglich bekannt, dass es um einen Schauspieler und seinen Stuntman gehen soll, die Manson-Morde thematisiert werden und ein riesiges Staraufgebot von Schauspielern das Hollywood von 1969 verkörpern sollen.

„Once Upon a Time in Hollywood“: Warum bloß kopiert Tarantino sich selbst? (Kritik)

Regisseur Quentin Tarantino und der Verleih ließen also bis zur Premiere in Cannes sämtliche Kritiker und Fans im Unwissen darüber,  um was für eine Art von Film es sich überhaupt handelt. Diese so beim Publikum erreichte Unvoreingenommenheit tat dem gesamten Film gut und könnte, für sich genommen, theoretisch schon einer der Gründe sein, warum es sich bei „Once Upon A Time… In Hollywood“ um den besten Kinofilm 2019 handelt – zumindest nach Meinung unseres Autors.

Quentin Tarantino hat ein „Star Trek“-Drehbuch geschrieben

5 Gründe, warum man „Once Upon A Time… In Hollywood“ auf jeden Fall gesehen haben sollte:

+++ ACHTUNG: Der nun folgende Teil enthält essentielle Spoiler zum gesamten Film +++

1. Der Film führt seine Zuschauer dauerhaft an der Nase herum

Der Fakt, dass „Once Upon A Time… In Hollywood“ seinen Zuschauern dauerhaft etwas vorspielt, begann schon in den frühen Promophasen des neunten Tarantino-Streifens. Hier ließ der Film zumindest keine Zweifel offen, dass es sich um einen klassischen Tarantino-Actionfilm handeln dürfte. Gleichzeitig gaben sämtliche Werbehäppchen keinerlei Aufschluss darüber, worum genau es sich eigentlich dreht.

Tarantino liefert im Film selbst immer wieder Hinweise, in welche Richtung er jetzt gehen könnte. Er macht Andeutungen, die er Sekunden später wieder links liegen lässt. Dieses Fintenschlagen erzeugt ein dauerhaftes Gefühl der Verwirrtheit – aber ein gutes.

Die 20 besten Filme für Quentin-Tarantino-Fans

Beispielhaft dafür, wie sehr Tarantino uns immer wieder aufs Glatteis führt, ist die Szene, in der Brad Pitt als Cliff Booth auf der Spahn Ranch, dem Hauptquartier der Manson Family, einen alten Freund besuchen möchte. Booth vermutet, dass ihm etwas zugestoßen sei. Durch die Kameraeinstellungen, die Musik und die Gewissheit, dass die Manson-Familie tatsächlich einen Stuntman auf der Ranch umgebracht hat, baut sich eine schier unerträgliche Spannung auf und man wartet als Zuschauer förmlich darauf, dass etwas passiert. Egal ob Booth gleich die Leiche seines Kumpel findet oder ob er selbst zum Opfer wird – die Zuschauer spüren, dass sich etwas anbahnt. Die Auflösung der Situation ist wiederum an Harmlosigkeit kaum zu übertreffen: Booth findet seinen Freund und verschwindet nach einem kurzen Gespräch sofort wieder. Beide bleiben völlig unversehrt.

Keine 30 Sekunden später nimmt Tarantino uns schon wieder auf die Schippe: Cliffs Booths Reifen wurden zerstochen und er beginnt einen Streit mit einem Mitglied der Manson-Familie. Der Zuschauer ahnt: Jetzt hat sein letztes Stündlein geschlagen. Aber nichts! Nach ein paar Schlägen auf die Nase wechselt das bedröppelte Klan-Mitglied die Reifen des Stuntman, der die Ranch daraufhin unbeschadet verlassen kann.

Der Regisseur spielt dauerhaft mit unserer Vorstellung, wie ein Film auszusehen hat. Wir sind als Zuschauer bestimmte Muster gewohnt, die in nahezu jedem Film eintreten. Diese Muster sprengt Tarantino hier durchgehend auf. „Once Upon A Time… In Hollywood“ will keinerlei Erwartungen erfüllen und ist deswegen so erfrischend.

„Once Upon A Time... In Hollywood“: Pop-Up-Store in Berlin verkauft limitierte Vinyl-Soundtracks und weiteres Merch

2. Keine Darstellung realer Ereignisse

Durch die Ankündigung der Thematisierung der Tate-Morde, geht man als Zuschauer davon aus, dass das Ende des Filmes, das große „Highlight“, die brutalen Morde in der Polanski-Villa sein werden. Gespannt ertappt man sich als Zuschauer das ein oder andere Mal dabei, wie man die Morde schon fast als Erlösung der aufgebauten Spannung des Filmes herbeisehnt.

Der Moment, in dem vier Mitglieder der Manson-Familie dann, wie Fler sagen würde, bewaffnet und ready in ihrem Wagen sitzen und drauf und dran sind halb Hollywood zu töten, freut man sich als Tarantino-Fan krankerweise diebisch auf das bevorstehende Massaker.

Die erste Irritation erfährt der Zuschauer in dieser Szene, als Leonardo DiCaprio in der Rolle des Rick Dalton die Mitglieder des Clans, vermutlich unmittelbar vor dem Mord, für Hippies hält und sie betrunken verscheucht. Überraschenderweise gehorchen sie ihm und verschwinden erst einmal.

Radio Tarantino: Die 10 besten Songs, die wir durch seine Filme (noch mehr) lieben lernten

Die mordlustige Bande parkt den Wagen abseits des Hügels auf dem Polanski und Dalton wohnen. Hier kommt es zu Irritation Nummer zwei: Eine der vier potenziellen Mörderinnen gibt vor ihr Messer im Wagen vergessen zu haben, geht zurück und flüchtet völlig überhastet. Diese Flucht kommt so plötzlich und unvorhergesehen, dass sie den Zuschauer zutiefst erfreut. War doch bei den Tate-Morden stets die Rede davon, wie überzeugt und indoktriniert die Täter waren, kommt das Verschwinden und die plötzliche Angst der Mörder sehr erfrischend um die Ecke.

Die dritte und größte Irritation entsteht mit der Tat selbst. Hier geraten die Mörder nämlich nicht in die Villa von Roman Polanski, sondern in die von Rick Dalton. Hier kommt es zu einem völlig überzogenen und albernen Kampf zwischen dem sich auf einem LSD-Trip befindenden Cliff Booth und seinem Hund gegen die drei Manson-Family-Mitglieder. Der Kampf findet sein schon fast kitschiges Ende darin, dass Dalton die einzig überlebende Angreiferin mit einem Flammenwerfer umbringt.

Tarantino schafft es hier von einer Darstellung, die bis zum Schluss aussieht wie eine Darlegung realer Ereignisse, ins völlig überzogene ausgedachte Ende zu gehen. Innerhalb von ein paar Minuten macht er aus brutalen Mördern ein paar Dorftrottel, die bei noch lebendigem Leibe gegrillt werden.

Und hier wird dem Zuschauer erst die Absurdität der Situation bewusst: Warum bloß hat man die ganze Zeit darauf gewartet, die Tate-Morde dargestellt zu sehen?