Gorillaz

The Now Now

Parlophone/Warner 

Elektro-Pop: THE NOW NOW klingt überhaupt nicht nach dem Hier und Jetzt und das ist gut so.

Wollte  der zwischenzeitlich 50 Jahre alt geworde­ne Damon Albarn mit dem letztjährigen Gorillaz-Album vorrangig seiner 18-jährigen Tochter imponieren? Wäre ja fair enough. HUMANZ war mit aktuellen Rap-Richtungsweisern nur so vollgestopft – und so einer eigenen Identität beraubt. Der diffusen Fanschar Albarns schien die Platte der längst nicht mehr als Cartoon-Crew wahrgenommenen HipHop-Zombies jedenfalls nicht viel bedeutet zu haben, selbst nach sieben Jahren Pause nach der unnötigen, instrumentalen iPad-Platte THE FALL. HUMANZ warf trotz acht Singles keinen Hit ab.

THE NOW NOW scheint daran interessiert zu sein, das zu ändern – mit einer Rückbesinnung auf das, was diese „Band“ einmal ausgemacht hat (obwohl es einen Wechsel im „Line-up“ zu verzeichnen gibt: Laut Storyline ist Bassist Murdoc im Knast, für ihn springt Ace aus dem Reich der Powerpuff Girls ein). Und das sind eben nicht die VIPs – lediglich Jamie Principle und Stammgast Snoop Dogg unterstützen „Hollywood“, die sommerliche Vorabsingle „Humility“ trägt die Jazz-Gitarre von Legende George Benson, der im Video dazu von Jack Black ersetzt wird –, sondern die Pop-Sensibilitäten Albarns. Daher ist auch nur „sein“ Charakter 2D auf dem Cover zu sehen. THE NOW NOW mutet wie das erbaulichere Gegenstück zu Albarns ermüdend trübsinnigem Solodebüt EVERYDAY ROBOTS an. Am meisten aber zu loben ist die Abkehr vom Versuch, mit den Entwicklungen im Game mithalten zu wollen.

THE NOW NOW könnte die dritte B-Seiten-Sammlung der Gorillaz sein

THE NOW NOW könnte die dritte B-Seiten-Sammlung der Gorillaz sein. Das ist weniger gemein gemeint, als es klingt: G-SIDES und D-SIDES sind formidable Platten! Aber eben keine Greatest Hits. Oft verkleben sich die hübschen Melodien in der dick aufgetragenen Synthie-Sülze – könnte sie doch Danger Mouse mit der knackigen Produktion von DEMON DAYS befreien! Das relativ entschlackt groovende „Tranz“ bildet da eine willkommene Ausnahme, wirklich herausragend aber ist das gezupfte „Idaho“, das wie ein Übergang zum angekündigten zweiten Album von The Good, The Bad & The Queen wirkt. Mit der trotz Cembalo-Hook superb pumpenden One-off-Single „Sleeping Powder“ aus dem vergangenen Jahr hätte das sechste Gorillaz-Album noch – mindestens – einen halben Stern mehr verdient.

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