Popkolumne, Folge 212

7 Tage, 7 Leute: Paulas karnevalistische Popwoche im Überblick – feat. Kim Petras, Pamela Anderson und Rihanna


Paula Irmschler kürt zum Kölner Karnevalsauftakt in ihrer und unserer Popkolumne ihre sieben Stars der Woche. Einer von ihnen kommt aber nicht gut weg.

Hallöchen, ich habe nicht viel Zeit, bin auf’m Sprung, hab Bier auf’m Herd, bin mit meinem Knallkopp schon ganz woanders, ihr ahnt es, es ist Weiberfastnacht, tröt, tröt, Alaaf, wuhu! Aber hinter uns, also auch mir, liegt eine Woche starker Persönlichkeiten, Kultfiguren muss man sagen, die Stars haben gestrahlt wie nie. Das waren die hellsten:

1.Raye

Ich liebe Raye, liebe liebe liebe sie. Sie wird die Sia der 20er-Jahre, mark my words oder halt nicht. Sie hat jedenfalls schon Songs für Beyoncé, Little Mix und David Guetta geschrieben, wollte aber immer ihre eigenen Sachen rausbringen, wovon ihre Plattenfirma nicht so überzeugt war. Deswegen hat sie sie gedumpt, ihr Album MY 21ST CENTURY BLUES indie rausgebracht und es ist ein richtiges Schätzchen geworden. Viel Heartbreak, viel Stärke, viel Traurigkeit, immer irgendwo zwischen Soul und Pop. Neben Liebeskummer geht es um die großen politischen Krisen, Körperissues und die Musikindustrie. Ein Song, „Ice Cream Man“, sticht lyrisch besonders raus. Raye beschreibt ziemlich explizit einen Missbrauch, den sie mit einem Produzenten erlebt hat. Der größte Hit bleibt natürlich „Escapism“, den wir alle kennen. Letztens bin ich auf diese Liveversion gestoßen, es ist einfach so süß und sympathisch, wie sie zwischendurch stoppt, weil sie den älteren Leuten nicht die pikanten Stellen vorsingen will:

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2. Kim Petras

Über die Grammys wurde viel gesprochen, es war ja auch einiges los. Madonnas Gesicht, Beyoncé hat nicht das Album des Jahres gewonnen, Bad Bunny war zauberhaft, Lizzo die Coolste, Harry Styles awkward. Den berührendsten Auftritt hatte aber Kim Petras, als sie mit Sam Smith den Preis als bestes Pop Duo / beste Group Performance für „Unholy“ gewann und sie die Rede hielt. Der erste Grammy für eine (offene) Transfrau. Aber seht und heult selbst:

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3. Pamela Anderson

Letztes Jahr war Pamela Anderson nach langem mal wieder im Rampenlicht, als die Serie „Pam & Tommy“ veröffentlicht wurde, die die Liebesbeziehung von Anderson und Tommy Lee nachzeichnete, inklusive dem ganzen Sextapeskandal. Pam war davon alles andere als begeistert, war gegen die Ausstrahlung und fühlte sich missbraucht. Klar, dass sie das Bedürfnis bekam, ihre Geschichte selbst zu erzählen. So fühlt sich ihre aktuelle Biographie-Offensive auch so ein bisschen erzwungen an, die Netflix-Doku „Pamela, a love story“ und das Buch „Love, Pamela“ erschienen am selben Tag. In beiden liegt der Fokus, die Namen verraten es ja, auf Pamela als Liebende. Holt mich natürlich total ab und ist auch absolut mutig in einer Zeit, in der viele junge Frauen sich gegenseitig ganz neoliberal darauf triezen, dass man niemand anderen braucht und am besten ganz allein seinen Weg bis zu den Vorständen oder wasweißich bestreitet. Aber es befremdet mich auch, dass die Erzählung jetzt ist, dass Tommy das Maximum an Liebe gewesen sein soll (das sagt und schreibt sie), aber muss jeder selber wissen, ich kenne den ja nicht. Und Hugh Hefner soll auch super gewesen sein, was weird ist, weil sehr viele Frauen was anderes sagen… Man hört von Pamela also nicht, was man hören will, erfährt aber nachträglich noch mal viel über die Medien und bisschen was über die Gesellschaft um die Jahrtausendwende und kann froh sein, dass es doch ein bisschen vorwärts gegangen ist (und Hefner unter der Erde liegt).

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4. Bruce Springsteen

Hey, wer hat gesagt, dass es hier nur um coole Leute geht? Ja, auch ich liebte Bruce Springsteen, er war mein erster Männercrush (wegen seinem Gebaren im „We Are The World“-Video und überhaupt wegen USA). Aber sein dummes Gelaber zum Dynamic-Ticketmaster-Pricing (allein diese Wörter), das zu Preisen im höheren vierstelligen Bereich führte – er sagte sowas Ähnliches wie Ist mir doch egal, was die normalen Leute denken, ich bin Bruce Springsteen, ich hab keine Ahnung, was ein Stück Butter kostet!“ –, macht einfach alles kaputt. So sah das auch das Fanzine „Backstreet“, das nach 43 Jahren nun seine Arbeit einstellt.

Ich finde das so traurig und so bezeichnend. Es geht vielen großen Stars längst nicht mehr um die Fans, es geht ihnen nicht darum, wer da vor der Bühne steht, es ist nur noch ein großes Event, entkoppelt von einem Miteinander. Wahrscheinlich ist das gar nicht neu, wahrscheinlich war das bei den großen Acts schon lange so und erst jetzt fällt es uns treudoofen Fans auf, vielleicht gibt es bald Demonstrationen von wütenden Fans von Taylor Swift, Beyoncé und Bruce Springsteen, wer weiß. Bis dahin bleibe ich, wie „Backstreet“: „dispirited, downhearted, and, yes, disillusioned“.

5. & 6. Rihanna plus 1

Ihr wisst alles über den Auftritt von Rihanna beim Super Bowl, ob ihr wollt oder nicht, denn die Bilder waren überall. Rihanna in rot zwischen ihren Tänzern in weiß. Viel mehr gab’s gar nicht, ein bisschen Rumgeschwebe und eben Riris Plauze mit Baby drin – Spektakel genug. Eine ironische Selbstreferenz auf ihren Beautyquatsch (sie puderte sich mittendrin kurz ab) on top, damit war alles abgedeckt. Vorher gab es diesbezüglich schon Internetspaß, zum Beispiel hier.

Während des Events war dann dieser Spruch sehr beliebt:

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… und danach redeten alle schnell über jemand anderen, und zwar diese junge Frau:

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Ihr Name ist Justina Miles, sie ist 20 Jahre alt, war die erste Schwarze gehörlose Frau beim Super Bowl und ist auf TikTok schon länger ein Star.

Und noch was: Wer mal sehen will, wie aufwändig diese Halftime-Shows sind, es gibt eine Doku über die Halftime-Show vom vergangenen Jahr (die beste aller Zeiten meiner bescheidenen Meinung nach), sie heißt „THE SHOW: California Love“ und begleitet den gesamten Entstehungsprozess, von der Idee, über die Proben bis zum Auftritt.

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7. Burt Bacharach

Burt Bacharach ist einer dieser Menschen, von denen man fast denken könnte, sie lebten für immer. Leider nicht. Am 8. Februar starb er, immerhin wurde er 94 Jahre alt. Ein toller Anlass, um all die unglaublichen Songs noch mal zu hören, zum Beispiel diese:

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Und diesen! Ich weiß noch, wie ich vor kurzem dachte: Wow, alle an diesem Song Beteiligten sind noch am Leben. Ich setze nun auf die anderen.

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