Feine Sahne Fischfilet: Ex-Mitglieder über Vorwürfe sexualisierter Gewalt


Mit Jacobus North und Christoph Sell haben sich zwei ehemalige Bandmitglieder von Feine Sahne Fischfilet äußerst selbstkritisch zu den Vorwürfen gegen die Band zu Wort gemeldet.

Gegen den Feine-Sahne-Fischfilet-Sänger Jan „Monchi“ Gorkow wurden zuletzt schwere Vorwürfe sexualisierter Gewalt erhoben. Die anonyme Gruppe „Keiner muss Täter sein“ hat in einem Instagram-Post dem Musiker vorgeworfen, „gewalttätig“, „narzisstisch“ und „grenzüberschreitend“ zu sein.

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Die Gruppe sei sich sicher, dass Jan Gorkow seine Macht als Sänger der für ihre exzessiven Konzerte und Feierorgien bekannten Band Feine Sahne Fischfilet missbraucht habe und ein „Täter“ sei. Sehr viel konkreter wurden die Anschuldigungen nicht.

Die Band reagierte ihrerseits ebenfalls mit mehren Instagram-Posts auf die Angelegenheit und signalisierte Gesprächsbereitschaft. In einem späteren Posting hieß es, dass bisher noch niemand mit präziseren Anschuldigungen an die Band herangetreten ist: „Es gibt keine Fälle der sexualisierten Gewalt, die von uns ausging[en] oder deren wir bewusst sind“. Feine Sahne Fischfilet wolle sich als Band aber dennoch weiterentwickeln und ihr eigenes Verhalten stärker reflektieren. Außerdem sagte Monchi im Zuge der Vorwürfe gegen seine Person seine Lesereise für sein neues Buch „Niemals satt“ ab, um „den Druck aus der Situation zu nehmen“.

Ex-Bandmitglieder von Feine Sahne Fischfilet melden sich zu Wort

Nun haben sich zwei ehemalige Mitglieder der Band zu Wort gemeldet, die Feine Sahne Fischfilet erst vor kurzem verlassen haben. Der Gitarrist, Sänger und Songschreiber Christoph Sell schrieb auf Instagram, dass er nicht damit einverstanden sei, wie die Band mit den Vorwürfen umgeht. Er hätte die Gruppe, nach über zehn Jahren, aus verschiedenen Gründen verlassen, unter anderem auch aufgrund des „problematischen“ Umgangs mit den Vorwürfen. Weiter schreibt er:

„Es herrscht gespenstische Ruhe im Nebel des Ringen um die Deutungshoheit. Wie so oft geht es auch hier um die beschissene Macht bei uns Menschen in einer sexistischen und unterdrückten Welt, in der wir aufwachsen und erzogen werden. Oft sehen wir die Mechanismen eines autoritären Umgangs erst, wenn wir Abstand nehmen und die Perspektive wechseln. Ich will selbstkritisch mit mir sein und es geht mir auch nicht darum mich von weiterer Kritik freizusprechen. Ich möchte vielmehr mein Schweigen brechen. […] Über zehn Jahre auf der Überholspur und des Exzesses mit FSF lassen sich zudem nicht in ein paar Wochen reflektieren.“

Jacobus North (Trompete) veröffentliche ein –  auch im Wortlaut –  ähnliches Statement wie Christoph Sell, mit dem er anscheinend momentan auch an einem eigenen Musikprojekt arbeitet. Er schreibt, dass er sich wünschte, schon früher Konsequenzen aus dem schlechten Umgang von Feine Sahne Fischfilet mit den Vorwürfen gezogen zu haben. Weiter heißt es:

„Toxische Männlichkeit und die Grenzüberschreitung als Markenkern zeigen sich mir viel zu spät als Ursache für die nun erhobenen Vorwürfe. Dinge, dir mir nicht auffallen, weil sie mir nicht auffallen mussten. Ich aber bis heute von ihnen profitiere. Wie viel wollte ich übersehen, wie viel konnte ich wegen meiner Position übersehen, wie funktioniert das mit der Konfrontation im engsten beruflichen Umfeld und Freundeskreis? Auch Nichtstun ist Handeln.“


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Für Jacobus North und Christoph Sell hat die Band übrigens bereits Ersatz in Form eines Gitarristen und Sängers namens Hauke gefunden. Kurz bevor die Vorwürfe gegen die Band publik wurden, hatte Feine Sahne Fischfilet noch angekündigt, in der neuen Besetzung an frischer Musik zu arbeiten. Das letzte Album der Band, STURM & DRECK,  erschien vor inzwischen schon fast vier Jahren.

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